Der Besuch in der deutschen Botschaft findet außerplanmäßig heute morgen statt und wir starten schon um 8 Uhr, da der Verkehr nicht einzuschätzen ist. So kommen wir eine Stunde zu früh an, denn die Rushhour fällt eigenartigerweise heute aus. Der Leiter vom Kulturreferat des Auswertigen Amts gerät etwas in Zeitnot, denn sein Terminkalender hat jetzt anderer Pläne.
Eine sehr nette Botschaftsangestellte nimmt uns in ihre Obhut und lotst uns zu einem italienischen Kaffee um die Ecke, um die Zeit zu überbrücken. Jede Menge Cappuchino und Espresso finden einen Abnehmer.
Zur geplanten Zeit informiert uns dann Dr. Böckle über seine Arbeit und über die aktuelle Situation in China. Was macht ein deutscher Chor in der deutschen Botschaft, wenn auch noch ein Flügel in der Ecke steht ? Singen mit Clemens als Pianisten. Wir werden überraschenderweise eingeladen um 24 Uhr das Spiel Deutschland – Portugal in der Botschaft anzuschauen und eine fussballbegeisterte Gruppe wird dieses Angebot auf jeden Fall annehmen.
Der Rest des Tages ist Freizeit und es bilden sich kleine Grüppchen, die einkaufen gehen, nochmal das Fressgässle besuchen, Souvenirs einkaufen, Essen gehen, Peking auf eigene Faust erkunden usw.
Um 22:15 Uhr versammeln sich die Fussballbegeisterten in der Hotellobby und es geht mit Taxis zur deutschen Botschaft. Schon vor dem Hotel ist es nicht so einfach 5 Taxis zu bekommen, da viele Taxifahrer kein Englisch können und deswegen Ausländer nicht gerne mitnehmen. Oder sie haben nie lesen gelernt, können deswegen die aufgeschriebenen chinesischen Adressen nicht finden, nehmen trotzdem die Fahrgäste mit und solche Touren können sehr lange und teuer werden.
Endlich sind alle im Botschaftsviertel angekommen und wir staunen nicht schlecht, als uns eine lange Schlange vor dem Eingang erwartet. Die Taschen und Ausweise werden kontrolliert und wir werden aufgrund unseres T-Shirts erkannt und sofort durchgewunken.
Auf dem Hof vor der Botschaft ist eine Großbildleinwand aufgebaut, Bierbänke und Biertische sind aufgestellt, es gibt Germanbier und Germanwürstchen und ca. 1000 Personen tummeln sich schon dort. Wir sehen ein super Spiel mit dem Endstand 4:0 und jetzt beginnt erst das Abenteuer – die Rückkehr zum Hotel.
Da viele Besucher mit dem Taxi nach Hause möchten, beginnt der Kampf um ein Freies. Zwei 4er Gruppen bekommen nach ca. 25 Minuten je ein Taxi und dann fängt es leicht zu regnen an. Frank wird von einem Rikschafahrer aufgegabelt und entschwindet. Clemens, Laura und Gudrun nehmen eine Rikscha mit Motorunterstützung, eine 6er Gruppe quetscht sich in ein Taxi und eine 7er Gruppe macht sich zu Fuß auf den Weg zur nächsten größeren Kreuzung in der Hoffnung, dort mehr Glück zu haben.
Auf dem Weg finden wir ein Taxi mit dem schlafenden Fahrer drin, wecken ihn auf und tatsächlich ist er bereit eine Fahrt anzunehmen – wieder 4 weniger. Jetzt bleiben nur noch Sigi, Dieter und ich, es schüttet wie aus Kübeln und ein Gewitter zieht auf. Leider haben wir nur einen Schirm und suchen Zuflucht unter dem Dach einer Bushaltestelle. Hier fahren nur volle Taxis stadtauswärts vorbei. Es ist bereits 02:45 Uhr und die Bushaltestelle wird durch den Wind immer nasser. Also entschließen wir uns, bis zur nächsten Querstraße zu laufen, die sich als Hauptstraße entpuppt und jede Menge Taxis fahren – vorbei. Unter dem Dach eines Supermarkts stehen schon 3 anderer Chinesen, die auch auf eine trockene Fahrgelegenheit hoffen. Bei jeder Rotphase renne ich mit dem Schirm zur Kreuzung und fuchtle verzweifelt jedes Taxi an und tatsächlich bleibt eines stehen und bevor es sich der Fahrer anders überlegen kann, reiße ich die Tür auf, rufe die beiden andern und wir sind endlich auf dem Weg zum Hotel. Sigi trifft in der Lobby auf Frank, den der Rikschafahrer auf halber Strecker rausgeworfen hat (aber wenigstens hat er sein Geld zurück bekommen) und er hat sich wie wir erst vor dem Regen untergestellt und dann irgendwann ein Taxi ergattert.
Um 03:45 Uhr liegen wir endlich im Bett, während draußen das Gewitter tobt. Hoffentlich sind alle gut wieder zurückgekommen.
Am nächsten Morgen erzählen die Rikschafahrer Clemens, Laura und Gudrun ihr Erlebnis mit der Motorrikscha. Nach kurzer Strecke ging der Motor (angeblich) nicht mehr, das Strampeln wurde dem Fahrer zu viel und er hat Clemens vorgeschlagen doch zu fahren und er würde schieben. Das ging auch kurze Zeit gut, aber dann hat Gudrun beobachtet, dass der Fahrer immer wieder an die Hosentasche von Clemens gegriffen hat und plötzlich hatte er das Handy in der Hand und wollte es verschwinden lassen. Clemens hat das Handy und seine zwei Mädels geschnappt und dann nichts wie weg. Mit einem Taxi ging’s zurück ins Hotel. Alle sind wohlbehalten, nass, müde und um Erfahrungen reicher im Hotel angekommen.
Wieder ist ein erlebnisreicher Tag zu Ende.